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Samstag, 5. Februar 2011

Es gibt nicht nur Photoshop und Lightroom


Mir brennt etwas auf der Seele. Wenn ich so durch das Netz surfe und mir diverse Fotografieseiten anschaue, dann bekomme ich das Gefühl, ausser Lightroom und/oder Photoshop gibt es keine andere Bildbearbeitung die man benutzen darf, wenn man sich ambitionierter Hobbyfotograf nennt. Fast auf jeder Seite und in jedem Blog wird nämlich fast ausschliesslich von Photoshop oder Lightroom gesprochen, wenn es darum geht, Tutorials zur Bildbearbeitung oder Entstehungsgeschichten gewisser Bilder zu schreiben. Sicherlich handelt es sich bei diesen zwei Programmen um unglaublich geniale Hammertools, ich arbeite ja auch mit ihnen (Grins, Schäm, Rotwerd) Aber es handelt sich dabei eben auch um zwei unglaublich teure. Ich meine wir sprechen bei Lightroom von aktuell 389 CHF und bei Photoshop sogar von 1335 CHF. Und da wundert es mich eben, wieviele Leute sich diese Investitionen leisten und ganz nebenbei stellt sich mir natürlich die Frage, ob sich wirklich jeder der damit arbeitet, die Programme auch tatsächlich ehrlich leistet.

Ausserdem frage ich mich, was ein Anfänger wohl denkt, wenn er sich die ersten Anregungen und Tipps aus dem Netz holen will. Der muss sich doch völlig geschockt fragen, ob er wirklich so viel Geld für teure Tools ausgeben muss, damit er dieses Hobby ernsthaft betreiben kann. Meine klare Antwort ist: NEIN. Mir ist klar, dass meine Worte für einige jetzt sehr geheuchelt klingen und es denjenigen vorkommen mag, als würde ich Wasser predigen und Wein trinken. Ich selber nutze beide Tools und lasse kaum eine Gelegenheit aus, von meiner Begeisterung Lightroom gegenüber zu berichten. (Wobei ich aber erwähnen muss, dass mein Wein quasi vom Discounter kommt, denn dank Lehrerdasein nutze ich die um einiges billigeren Teacherversionen)

Genau deswegen schreibe ich ja diese Zeilen. Ich habe am Anfang meiner Fotolaufbahn den Fehler gemacht, mich von all den Zeitschriftenartikeln und Tutorials dazu verleiten zu lassen, Testversionen von Lightroom und Photoshop zu versuchen. Und natürlich wollte ich danach mit nichts anderem mehr arbeiten. Wer Audi gefahren ist, will auch nie mehr Polo fahren, auch wenn dieser einem völlig reichen würde. Hätte ich mit Freeware angefangen, hätte ich mich damit sicher zufrieden gegeben, da sie meine Bedürfnisse völlig ausreichend befriedigt hätte.

Natürlich handelt es sich bei den beiden Programmen um sehr nützliche Tools und natürlich helfen sie einem dabei, das Beste aus den eigenen Fotos herauszuholen. Aber sie sind eben nicht die Einzigen und schon gar nicht absolute Must Haves für jeden, der dieses Hobby ernsthaft betreiben möchte. Nehmen wir nur mal Gimp, eine Freeware, welche eine echte Alternative zu Photoshop ist und die viele der Funktionen von Photoshop ebenfalls bietet und damit den meisten Hobbyfotografen ausreichen würde. Oder XnView, ein sehr guter Datei- und Bildbrowser, der wie Gimp völlig kostenlos heruntergeladen werden kann. Und das sind nur zwei von zahlreichen Möglichkeiten. Wenn man bei Google mal den Suchbegriff „Bildverwaltung Freeware“ eingibt, erhält man über 31'000 Suchergebnisse. Von der Software, die den Kameras beim Kauf schon beiliegt mal ganz zu schweigen.

Versteht mich nicht falsch. Ich möchte hier nicht schlecht über Photoshop oder Lightroom reden und sie schon gar nicht verbannen. Wie käme ich dazu. Jeder, der die Möglichkeit hat, mit solcher Software zu arbeiten, soll dies auch tun. Aber es MUSS eben nicht sein. Gebt euer Geld am Anfang lieber für anderes aus. In der Fotografie bekommt ihr auf anderem und meist sinnvollerem Weg euer Geld los. Und auf Grund der vielen billigen bzw. kostenlosen Alternativen (für mich sind es Alternativen, denn ein Grossteil der Hobbyfotografen kämen damit längst aus, mich wahrscheinlich eingeschlossen) lohnt es sich schon gar nicht, Copyrights zu verletzen. Ich habe einfach das Gefühl, dass gewisse Programmnamen in der Szene mittlerweile so etwas wie Statussymbole geworden sind. Wenn man nicht wenigstens mit einem der beiden arbeitet, nimmt man sein Hobby nicht ernst. Und das stimmt einfach nicht, denn auch mit den billigeren oder sogar den komplett kostenlosen Programmen, kann man gut arbeiten.

Eines wird bei dieser ganzen Software-Wettaufrüstung nämlich oft vergessen. Ein gutes Foto entsteht zunächst einmal durch die richtige Hardware (Kamera, Stativ, Objektiv etc), durch die Wahl des richtigen Motivs und durch den richtigen Bildaufbau und Blickwinkel. Wenn hier schon eklatante Fehler gemacht wurden, kann auch die teuerste Software nicht mehr helfen. Oder anders ausgedrückt: hier erreicht ihr auf viel billigerem und schnelleren Weg bessere Fotos, als durch teure Software.

Und noch eins. Niemand würde sich privat einen Bus für 10 Personen kaufen, wenn er alleine lebt und nicht vor hat, in naher Zukunft ein Beförderungsunternehmen aufzumachen. Aber genau das passiert hier. Man besorgt sich teure Software, um damit dann rote Augen zu entfernen oder den Kontrast anzuheben. Und das nur, weil die anderen die Programme schliesslich auch benutzen. Aber vergleicht euch doch nicht immer mit den Profis, für die eine solche Investition Sinn macht. Überlegt euch lieber mal, was ihr wirklich braucht, schaut euch um und entscheidet dann. Denn eines ist Sicher: man kann mit Photoshop und Lightroom durchaus gut arbeiten, aber man muss es nicht.

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