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Montag, 22. November 2010

Einen Blitz fotografieren


Blitze zu fotografieren ist eigentlich nicht schwer. Das Schwerste an der ganzen Sache ist eigentlich, überhaupt einen zu erwischen.
Und da sind wir schon beim grossen Problem, denn jeder kann sich vorstellen, dass es, wenn man erst in dem Moment auf den Auslöser drückt, in dem man den Blitz sieht, viel zu spät ist. Und aufs reine Glück heraus im Voraus auf den Auslöser zu drücken, in der Hoffnung, der Blitz erscheint genau in diesem Moment, ist auch kaum möglich. Wem das gelingt, der sollte unbedingt Lotto spielen, denn dort zu gewinnen ist sicher wahrscheinlicher. Kommt noch dazu, dass man vor dem Blitz ja überhaupt erst mal ein Gewitter haben muss. Und das bedeutet in den meisten Fällen raus, wenn alle anderen rein gehen, Nässe, Wind und das Risiko, von dem Objekt der Begierde getroffen zu werden. Aber so ist es nun mal wie so oft in der Fotografie. Für die schönsten Aufnahmen muss man leiden und vor allem immer wieder seinen inneren Schweinehund bekämpfen. Also zumindest mir geht das oft so. Bei diesem Bild kam mir das Glück allerdings ungemein entgegen, denn ich konnte bequem von meinem Balkon aus fotografieren. Dazu muss ich sagen, dass wir im fünften Stock relativ hoch wohnen, das Haus zudem noch leicht erhöht steht und man von unserem Balkon aus einen wunderbaren Blick auf das bergige Umland hat. Von hier aus sind schon einige schöne Aufnahmen gelungen. Und der Vorteil an der ganzen Sache war natürlich, dass ich nicht nass wurde und der innere Schweinehund von daher gerade Ausgang hatte und sich gar nicht erst meldete.

Wie gesagt, das einfache Auslösen, wie bei den meisten anderen Motiven in der Fotografie, funktioniert bei Blitzen eher selten. Daher muss man hier etwas anders vorgehen. Man macht eine Langzeitbelichtung, mit der Hoffnung, dass sich in der Zeit, in der man die Blende offen hat, im anvisierten Bereich ein Blitz zeigt. So habe ich es auch bei dieser Aufnahme gemacht. Als das Gewitter mitsamt den ersten Blitzen aufkam, witterte ich meine Chance. Ich stellte also das Stativ raus, montierte die Kamera und visierte ungefähr in das Gebiet, in dem ich mir Blitze erhoffte. Den Autofokus stellte ich ab, denn dieser hätte nicht funktioniert, da ich ins komplette dunkel fotografierte und die Automatik keinen Punkt zum anvisieren gefunden hätte. War auch kein Problem, denn das Blitzzentrum war weit genug weg und ich konnte das Objektiv auf unendlich stellen und sicher sein, dass der Blitz einigermassen scharf war. Die Isozahl drehte ich auf 100, um auch ja kein Rauschen zu erzielen. Rauschen sind unnötige Störpixel, die vor allem in dunklen Bereichen sehr gut zu sehen sind und die je nach Kamera bei hohen Isozahlen auftauchen. Aus diesem Grund versucht immer, mit der geringst möglichen Isozahl zu fotografieren, mit der ihr noch fotografieren könnt. Da meine Kamera auf dem Stativ stand und der Blitz, wenn denn einer kommen würde, hell genug war um ein ausreichend belichtetes Bild zu erreichen, stellte die niedrige Isozahl kein Problem dar.

Als nächstes stellte ich im manuellen Programm die Verschlusszeit auf unendlich. Dies erreicht ihr, indem ihr das Wählrad für die Verschlusszeit so weit nach links dreht, bis B oder Bulb im Display steht. Die Blende ist in diesem Modus jetzt so lange offen, wie ihr auf den Auslöser drückt. In diesem Fall ist übrigens ein Fernauslöser fast unumgänglich, denn es ist kaum möglich, dass ihr beim sekundenlangen gedrückthalten des Auslösers, die Kamera nicht verwackelt. Es ist allerdings auch möglich, einfach eine sehr lange Belichtungszeit von mehreren Sekunden zu wählen und zu hoffen, dass genau in dieser Zeit ein Blitz auftaucht. Die lange Belichtungszeit von mehreren Sekunden ist übrigens auch der Grund, warum Blitze fast ausschliesslich bei Nacht fotografiert werden müssen. Am Tage könntet ihr auf Grund der Helligkeit nur mit sehr kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Dass ihr in dieser Zeit dann einen Blitz erwischt, ist, wie schon erwähnt, so gut wie unmöglich.

Da ich im manuellen Programm arbeitete, musste nun als letztes noch die Blende eingestellt werden. Ich wählte eine Blende von 11, da sie mir die nötige Schärfentiefe bot. Natürlich sind hier auch andere Werte möglich. Probiert einfach etwas rum.

Die Voreinstellungen waren also gemacht. Alles was mir jetzt noch blieb, war Geduld, Fingerspitzengefühl und etwas Glück zu haben. Ich wartete, bis ich ungefähr in den nächsten Sekunden einen Blitz erwartete, löste aus und lies die Blende nun so lange offen, bis ein Blitz am Himmel erschien und durch die offene Blende auf meinen Sensor knallte. Danach schloss ich die Blende und hatte somit einen Blitz eingefangen. Natürlich gelang mir nicht sofort der erhoffte Erfolg. Einige male musste ich die Blende wieder schliessen, ohne dass sich ein Blitz zeigte. Ich wollte die Verschlusszeit nämlich nicht zu gross werden lassen, um ein übermässiges erhitzen des Sensors und damit weiteres Rauschen zu vermeiden. Blitzfotografie ist eben ein Glücksspiel und die meisten Versuche enden in schwarzen Bildern. Aber mit ein bisschen Geduld und dem richtigen Riecher schaffte ich es doch, ein paar Blitze auf die Speicherkarte zu bannen, so auch die aus dem Bild.


Ich bearbeitete das Bild natürlich im Nachhinein noch etwas in Lightroom. Ich beschnitt es auf den jetzigen Ausschnitt, dunkelte die Tiefen noch etwas ab, erhöhte die Lichter leicht und hob die Dynamik und die Klarheit zusätzlich an. Auf diese Weise wurde die Nacht noch schwärzer, der Himmel noch violetter und das Ganze bekam eine noch dramatischere Wirkung.


Zuletzt entfernte ich über die Bereichsreparatur noch die störenden Lichter im Vordergrund und erhielt so das fertige Bild.

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