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Montag, 20. Dezember 2010

Facebook, Google & Co und die Privatspähre


Facebook hat ein unglaublich wichtiges und für die Welt "wahnsinnig existentielles" Update in der Pipeline. Ab dieser Woche wird es nämlich möglich sein, dass Facebook Gesichter in hochgeladenen Bildern erkennt und diese automatisch tagged bzw. die Namen für die Tags vorschlägt, so dass man nur noch durch einfaches bestätigen mit Enter all seine Bilder beschriften kann und das Bild somit mit dem entsprechenden Namen verlinkt. Klingt zunächst gar nicht mal so besonders, vor allem weil das mein iPhoto auf dem Mac oder Photoshop Elements auch schon kann.


Allerdings passiert das Ganze dort in meinen vier Wänden. Jetzt bedeutet das allerdings, dass das Bild, auf dem man an der letzten Weihnachtsfeier sturzbetrunken und ohne Sinnen halbnackt auf dem Schoss seiner Sekretärin zu sehen ist und welches netterweise von einem ungemein lieben Kollegen aufgenommen und ins Internet gestellt wurde, noch brisanter werden könnte, als eh schon. Bis jetzt hätten nämlich nur seine Freunde dieses Bild sehen können und nur dann gewusst, wer das auf dem Bild ist, wenn es einer mit dem entsprechenden Namen verlinkt hätte. Das hätte aber etwas arbeit bedeutet. In Zukunft wird Facebook dieses Bild mit anderen Bildern vergleichen und, wenn das Tool fündig wird, einen Namen vorschlagen. Wenn der Kollege nun einfach bestätigt, ist der Weihnachtsausrutscher inklusive dem eigenen Namen für all seine Facebookfreunde einsehbar. Keine Arbeit mehr. Tolle neue Welt. Ich fnde, diese Nachricht ist mal wieder eine Diskussion über Privatsphäre wert.

Natürlich läuft der Dienst erst einmal nur in den USA. Natürlich kann ich jederzeit einen Tag löschen, wenn ich ihn nicht haben will. Und natürlich können nur Kontakte und keine Fremden, die nicht zu r Freundesliste gehören, gekennzeichnet werden. Zumindest ist das noch so. Der Schritt zu mehr ist halt nachher nicht mehr sehr gross.

Ich verstehe die Welt ja teilweise sowieso nicht mehr. Alle haben sich über Google Streetview aufgeregt, weil die etwas im Netz zeigen, was jeder auf der Strasse auch sehen kann und diese bahnbrechende Erfindung geht im Nachrichtendschungel mal wieder fast völlig unter. Und wenn man doch Notiz davon nimmt und sich etwas kritisch dazu äussert, dann wird man als Technikkritiker und Datenschutzfanatiker hingestellt. Aber das bin ich nicht. Ich finde es eben nur widersprüchlich, dass sich wie gesagt alle Welt über Google Streetview oder sonst irgendeinen Dienst vom „Datensammler“ Google aufregt, aber bei Facebook wird dieses Thema völlig ausgeblendet. Da will jeder sein Wohnhaus pixeln lassen, damit auch ja keiner sehen kann, wo der Eingang ist, aber in Facebook veröffentlicht man lustig seine Bilder, erzählt, dass einen die Arbeit samt Chef, der natürlich auch zu den Facebookfreunden gehört, aufregt und gibt preis, dass man jetzt erst mal für 2 Wochen in Skiurlaub geht und niemand zu Hause ist. Und die unbekannte Freundesanfrage wird natürlich ohne Überlegen akzeptiert, denn es ist ja cool, möglichst viele Freunde zu haben.

Ich bin kein Facebookhasser. Ich liebe Facebook mittlerweile. Auch ich nutze den Dienst gern und intensiv, auch ich teile mich darüber sehr gern mit. Aber trotzdem finde ich es zumindest ein wenig bedenklich, dass Facebook von mir immer wieder erwartet, dass ich neue, in die Privatsphäre eingreifende Entwicklungen, selber abschalte, wenn ich sie nicht will. Sollte es nicht anders rum sein? Sollte nicht jeder, der die Gesichtserkennung gut findet, sie haben und nutzen möchte, diesen Dienst aktivieren? Aus Sicht von Facebook natürlich nicht, denn dann würden sich wahrscheinlich mehr Leute darüber Gedanken machen, was so ein Dienst bedeutet und ob man ihn wirklich braucht. Lieber verstecken Sie die Deaktivierung irgendwo im zwanzigsten Untermenu der Einstellungen, damit auch möglichst viele, auf den Weg dorthin aufgeben und sich sagen: „Ach komm, so schlimm wird es schon nicht werden.“

Ich sage es noch mal. Ich bin kein Datenschutzfanatiker. Ich finde selber, dass wir manchmal mit dem Thema lockerer umgehen sollten. Aber ich finde es im gleichen Atemzug auch gut, dass man sich darüber Gedanken macht, denn sonst führt das Ganze eben irgendwann doch noch einmal  in gefährliches Fahrwasser. Denn wenn Facebook schon mein Gesicht erkennt, dauert es wohl nicht mehr lange, bis es eine App gibt, die es jedem ermöglicht, von der süssen Frau oder dem netten Kerl neben einem im Kaffee mit seinem Smartphone ein Bild zu machen, dieses über das mobile Web hochzuladen, um nur Sekunden später zu wissen, wie die/der heisst, wo er/sie wohnt und welchen Zivilstand sie/er hat. Und spätestens dann sollte der Spass doch wohl aufhören, oder?

Für mich ist die Privatsphäre ein wichtiges und absolut schützenwertes Gut. Es gibt viel zu viel Unholde, die mit meinen Daten unglaubliches anstellen können. Das kann vom simplen, ungefährlichen und nur nervenden zumüllen mit Werbemails bis hin zum sehr gefährlichen Klau von Kontodaten gehen. Und aus diesem Grund möchte ich einfach immer und zu jeder Zeit selber entscheiden, ob und welche Daten von mir in die Öffentlichkeit gelangen. Und ich finde, dass ist heutzutage eben nicht mehr jederzeit gewährleistet und das stört mich. Klar macht das nicht nur Facebook so, aber Facebook macht es eben immer wieder gern.

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