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Dienstag, 26. Juni 2012

Worte sind wie Schall und Rauch



Worte sind wie Schall und Rauch. Da habe ich in meinem letzten Post (immerhin schon ganze 6 Monate her) gross davon geredet, dass ich diesen Block wieder mehr mit leben füllen möchte, dass nach der schweren Zeit im letzten Jahr wieder alles besser werden soll und hier an dieser Stelle wieder mehr gehen wird. Und dann sind all die grossen Worte nach wenigen Tagen schon wieder verpufft. Wie einer der vielen, unsinnigen bengalischen Feuer in den Fussballstadien. So ist das eben mit den Worten.

Ich könnte jetzt natürlich eine grosse Zahl von Ausreden finden, aber eigentlich will ich ehrlich gesagt gar keine Ausreden für mein wiederholtes Stillschweigen suchen, denn letztlich lag es schlicht und einfach an meiner Faulheit, dass ich hier nicht wieder mehr von mir hören liess. Auch wenn es den einen oder anderen Grund dafür gab. Nach dem turbulenten 2011 hat mich nämlich auch der Start von 2012 nicht zur Ruhe kommen lassen.

Gleich 4 Tage nach meinem Post und den guten Vorsätzen kam nämlich überraschend ein Mann in mein Leben. Überraschend, weil viel zu früh. Und auch wenn ich es nie für möglich gehalten hätte muss ich jetzt 6 Monate später doch tatsächlich sagen, dass ich mich in ein männliches Wesen verliebt habe. Allerdings gleich vorweg. Nicht so, wie viele jetzt auf den ersten Blick denken. Nein, am 4.1.2012 ist unser erstes Kind zur Welt gekommen, unser kleiner Julian, der mein Leben seitdem auf absolut positive Weise auf den Kopf gestellt hat. Und natürlich wusste ich, dass er kommen wird. Aber was dies schlussendlich wirklich bedeutet, kann man im Vorfeld einfach nicht im geringsten erahnen.

Als ich meinen letzten Blogpost schrieb, ging mir so viel durch den Kopf. Was hatte ich nicht alles vor, was wollte ich nicht alles umsetzen. Wie wäre es z.B., jeden Tag ein Bild von dem kleinen Stinker zu machen und somit sein gesamtes erstes Lebensjahr auf dieser Welt fotografisch festzuhalten. Wie wäre es parallel dazu, dieses erstes Lebensjahr bloggerisch in Worte zu fassen. Alles schöne Ideen, aber kaum war Julian auf der Welt, auch schon wieder vergessen.

Durch unseren Sohn habe ich wieder mal ein völlig neues Verhältnis zum Thema Zeit bekommen. War es für mich früher das Schönste und quasi eine richtige Entspannung, nach einem harten Arbeitstag 1-2 Stunden vor dem Rechner zu sitzen oder Fotos zu machen, kann ich es jetzt kaum erwarten, meinen Sohn nach der Arbeit in den Arm nehmen zu dürfen. Durch die Arbeit hat man sowieso schon wenig Zeit für ihn, da möchte ich dies bisschen nicht auch noch mit Fotografieren oder Bildbearbeitung verlieren. So gern ich das auch mach.


Doch halt. Vergesse ich da jetzt nicht etwas? Klar habe ich jetzt ein Kind und klar verlangt es nach Aufmerksamkeit und Zeit. Und dennoch vergeude ich nach wie vor viel zu viel Zeit für Sinnloses. Natürlich ist es schön, Zeit mit meinem Sohn zu verbringen. Aber der liegt spätestens um 8 im Bett, ich aber nicht. Und was mach ich dann? Ich schmeisse mich aufs Sofa und zappe sinnlos durchs Fernsehen. Und wenn ich zum dritten mal durch die 366 Sender gegangen bin, bleibe ich bei irgendeiner sinnlosen Verdummung hängen und schaue sie mir an, bis dann auch für mich irgendwann das Bett ruft. Aber klar, ich habe ja keine Zeit mehr für mein Hobby, für das was mir Spass macht. Mein Gott, was bin ich doch beschäftigt.

Ich glaube jetzt sogar, es geht vielen so. Man klagt darüber, dass man keine Zeit mehr hat und nicht zu den Dingen kommt, die einem wirklich Spass machen. Und natürlich steht es ausser Frage, dass wir mit Arbeit und sonstigen Verpflichtungen weniger Zeit haben. Aber es ist eben auch so, dass wir viel zu viel Zeit einfach gedankenlos vergeuden und verschenken. Wir setzen einfach unsere Prioritäten falsch. Mir hat mal jemand gesagt, dass es die Floskel, ich habe keine Zeit, eigentlich gar nicht gibt. Es ist viel mehr ein individuelles Setzen der Prioritäten. Wenn mich mein Kumpel fragt, ob ich am Wochenende zu ihm zum Grillen komme, weil man sich schon lange nicht mehr gesehen hat und ich ihm antworte, ich hätte keine Zeit, liegt das nur an meinen gesetzten Prioritäten. Es liegt nicht daran, dass ich keine Zeit habe, sondern daran, dass mir etwas anderes wichtiger ist.

Natürlich bin ich mir jetzt bewusst, dass diese Prioritäten nicht immer von einem selbst gesetzt werden. Ich habe erst vor kurzem erneut schmerzlich erfahren müssen, dass das Leben einem auch gern die Zeitprioritäten vorsetzt. Ich habe einen wiederholten harten Schlag in unserer Familie erleben müssen. Und in solchen Fällen setzt man dann nicht wirklich selber die Prio, sondern sie wird gesetzt. Sie wird dadurch gesetzt, dass es in solchen Momenten einfach selbstverständlich ist, für den anderen da zu sein. Genau genommen liegt aber auch hier die Entscheidung letztlich bei einem selber, nur die Ursache für sein Tun kommt von wo anders.

Und ich ertappe mich dann in solchen Situationen immer wieder, dass ich mich gern hinter solchen Ereignissen verstecke. Ich habe ja keine Zeit für andere Dinge, denn die Situation raubt mir meine ganze Freizeit. Rauben ist das falsche Wort, denn wie gesagt es ist selbstverständlich und ich mache es gern. Dennoch habe ich dadurch eben noch weniger Zeit als bisher. Aber wenn man dann mal genauer hinschaut, erkennt man dass man nach wie vor sehr viel Zeit mit Sinnlosigkeiten verschenkt.

Ich merke schon, ich bin heute mal wieder sehr philosophisch. Aber es ist wirklich so. Klar habe ich einen  Sohn mit dem ich gern Zeit verbringe. Logisch gibt es eine Frau, die ich über alles liebe und mit der ich sehr viel Zeit verbringen möchte. Und natürlich benötigt jemand zur Zeit meine Hilfe und mein Dasein. Und trotzdem liege ich nach wie vor viele Stunden auf meinem Sofa, schaue gelangweilt in einen rechteckigen, flachen Kasten und kraule mich wie Al Bundy am Sack. Aber für mein Hobby, dass was mir eigentlich Spass macht, habe ich keine Zeit mehr. Jetzt mal ehrlich. Irgend etwas läuft hier aber so was von falsch.

Und genau damit soll jetzt Schluss sein. Runter vom Sofa, Flimmerkaste aus und wieder ran an Kamera und PC. Das macht doch viel mehr Spass und gibt einem zudem noch so viel mehr Genugtuung. Ich gelobe Besserung und werde ab jetzt wirklich wieder regelmässig von mir hören lassen. Warum ich mir sicher bin, dass es diesmal nicht wieder leere Worthülsen sind, die schön klingen aber in zwei Tagen schon wieder vergessen sind? Nichts. Es gibt keine Garantie im Leben. Und ich weiss auch nicht, welche Situationen das Leben noch so für mich geplant hat. Meine aktuelle Situation kostet wieder sehr viel Kraft. Aber ich merke schon beim schreiben dieser Zeilen, dass ich hier auch Kraft schöpfen kann. Und deswegen habe ich irgendwie das Gefühl, dass es tatsächlich besser wird. Dass ich tatsächlich wieder mehr fotografischen und gedanklichen Output fabriziere und diesen hier dann veröffentliche. Ich merke, dass es mir gut tut und dass ich das auch irgendwie brauche. Nicht täglich, nicht stündlich oder sonst in irgendeinem fest definierten Zeitraum. Einfach wieder öfter. Ich weiss nicht, wie oft, ob täglich, wöchentlich, monatlich. Ich weiss nur: öfter. Öfter bloggen, öfter fotografieren, öfter bearbeiten. Lasst Euch doch einfach überraschen, wie oft es wird. Folgt mir auf Twitter, um die nächsten Posts nicht zu verpassen, schaut auf meiner Homepage vorbei um neue Bilder zu entdecken oder besucht mich auf 500px oder Flickr. Und wenn es dann doch wieder nicht annähernd öfter wird, tritt mir ja vielleicht der eine oder andere von Euch ja per Mail in meinen Arsch. Im Moment glaube ich aber irgendwie nicht, dass dies notwendig wird.


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