Worte sind wie Schall und Rauch. Da habe ich in meinem letzten Post (immerhin schon ganze 6 Monate her) gross davon geredet, dass ich diesen Block wieder mehr mit leben füllen möchte, dass nach der schweren Zeit im letzten Jahr wieder alles besser werden soll und hier an dieser Stelle wieder mehr gehen wird. Und dann sind all die grossen Worte nach wenigen Tagen schon wieder verpufft. Wie einer der vielen, unsinnigen bengalischen Feuer in den Fussballstadien. So ist das eben mit den Worten.
Ich könnte jetzt natürlich eine grosse Zahl von Ausreden finden, aber eigentlich will ich ehrlich gesagt gar keine Ausreden für mein wiederholtes Stillschweigen suchen, denn letztlich lag es schlicht und einfach an meiner Faulheit, dass ich hier nicht wieder mehr von mir hören liess. Auch wenn es den einen oder anderen Grund dafür gab. Nach dem turbulenten 2011 hat mich nämlich auch der Start von 2012 nicht zur Ruhe kommen lassen.
Gleich 4
Tage nach meinem Post und den guten Vorsätzen kam nämlich überraschend ein Mann
in mein Leben. Überraschend, weil viel zu früh. Und auch wenn ich es nie für
möglich gehalten hätte muss ich jetzt 6 Monate später doch tatsächlich sagen,
dass ich mich in ein männliches Wesen verliebt habe. Allerdings gleich vorweg.
Nicht so, wie viele jetzt auf den ersten Blick denken. Nein, am 4.1.2012 ist
unser erstes Kind zur Welt gekommen, unser kleiner Julian, der mein Leben
seitdem auf absolut positive Weise auf den Kopf gestellt hat. Und natürlich
wusste ich, dass er kommen wird. Aber was dies schlussendlich wirklich
bedeutet, kann man im Vorfeld einfach nicht im geringsten erahnen.
Als ich
meinen letzten Blogpost schrieb, ging mir so viel durch den Kopf. Was hatte ich
nicht alles vor, was wollte ich nicht alles umsetzen. Wie wäre es z.B., jeden
Tag ein Bild von dem kleinen Stinker zu machen und somit sein gesamtes erstes
Lebensjahr auf dieser Welt fotografisch festzuhalten. Wie wäre es parallel
dazu, dieses erstes Lebensjahr bloggerisch in Worte zu fassen. Alles schöne
Ideen, aber kaum war Julian auf der Welt, auch schon wieder vergessen.
Durch
unseren Sohn habe ich wieder mal ein völlig neues Verhältnis zum Thema Zeit
bekommen. War es für mich früher das Schönste und quasi eine richtige
Entspannung, nach einem harten Arbeitstag 1-2 Stunden vor dem Rechner zu sitzen
oder Fotos zu machen, kann ich es jetzt kaum erwarten, meinen Sohn nach der
Arbeit in den Arm nehmen zu dürfen. Durch die Arbeit hat man sowieso schon
wenig Zeit für ihn, da möchte ich dies bisschen nicht auch noch mit
Fotografieren oder Bildbearbeitung verlieren. So gern ich das auch mach.
Doch halt. Vergesse
ich da jetzt nicht etwas? Klar habe ich jetzt ein Kind und klar verlangt es
nach Aufmerksamkeit und Zeit. Und dennoch vergeude ich nach wie vor viel zu
viel Zeit für Sinnloses. Natürlich ist es schön, Zeit mit meinem Sohn zu
verbringen. Aber der liegt spätestens um 8 im Bett, ich aber nicht. Und was
mach ich dann? Ich schmeisse mich aufs Sofa und zappe sinnlos durchs Fernsehen.
Und wenn ich zum dritten mal durch die 366 Sender gegangen bin, bleibe ich bei
irgendeiner sinnlosen Verdummung hängen und schaue sie mir an, bis dann auch
für mich irgendwann das Bett ruft. Aber klar, ich habe ja keine Zeit mehr für
mein Hobby, für das was mir Spass macht. Mein Gott, was bin ich doch beschäftigt.
Ich glaube
jetzt sogar, es geht vielen so. Man klagt darüber, dass man keine Zeit mehr hat
und nicht zu den Dingen kommt, die einem wirklich Spass machen. Und natürlich
steht es ausser Frage, dass wir mit Arbeit und sonstigen Verpflichtungen weniger
Zeit haben. Aber es ist eben auch so, dass wir viel zu viel Zeit einfach
gedankenlos vergeuden und verschenken. Wir setzen einfach unsere Prioritäten
falsch. Mir hat mal jemand gesagt, dass es die Floskel, ich habe keine Zeit,
eigentlich gar nicht gibt. Es ist viel mehr ein individuelles Setzen der
Prioritäten. Wenn mich mein Kumpel fragt, ob ich am Wochenende zu ihm zum
Grillen komme, weil man sich schon lange nicht mehr gesehen hat und ich ihm
antworte, ich hätte keine Zeit, liegt das nur an meinen gesetzten Prioritäten.
Es liegt nicht daran, dass ich keine Zeit habe, sondern daran, dass mir etwas
anderes wichtiger ist.
Natürlich
bin ich mir jetzt bewusst, dass diese Prioritäten nicht immer von einem selbst
gesetzt werden. Ich habe erst vor kurzem erneut schmerzlich erfahren müssen,
dass das Leben einem auch gern die Zeitprioritäten vorsetzt. Ich habe einen
wiederholten harten Schlag in unserer Familie erleben müssen. Und in solchen
Fällen setzt man dann nicht wirklich selber die Prio, sondern sie wird gesetzt.
Sie wird dadurch gesetzt, dass es in solchen Momenten einfach
selbstverständlich ist, für den anderen da zu sein. Genau genommen liegt aber
auch hier die Entscheidung letztlich bei einem selber, nur die Ursache für sein
Tun kommt von wo anders.
Und ich
ertappe mich dann in solchen Situationen immer wieder, dass ich mich gern
hinter solchen Ereignissen verstecke. Ich habe ja keine Zeit für andere Dinge,
denn die Situation raubt mir meine ganze Freizeit. Rauben ist das falsche Wort,
denn wie gesagt es ist selbstverständlich und ich mache es gern. Dennoch habe
ich dadurch eben noch weniger Zeit als bisher. Aber wenn man dann mal genauer
hinschaut, erkennt man dass man nach wie vor sehr viel Zeit mit Sinnlosigkeiten
verschenkt.
Ich merke
schon, ich bin heute mal wieder sehr philosophisch. Aber es ist wirklich so.
Klar habe ich einen Sohn mit dem
ich gern Zeit verbringe. Logisch gibt es eine Frau, die ich über alles liebe
und mit der ich sehr viel Zeit verbringen möchte. Und natürlich benötigt jemand
zur Zeit meine Hilfe und mein Dasein. Und trotzdem liege ich nach wie vor viele
Stunden auf meinem Sofa, schaue gelangweilt in einen rechteckigen, flachen
Kasten und kraule mich wie Al Bundy am Sack. Aber für mein Hobby, dass was mir eigentlich
Spass macht, habe ich keine Zeit mehr. Jetzt mal ehrlich. Irgend etwas läuft
hier aber so was von falsch.
Und genau
damit soll jetzt Schluss sein. Runter vom Sofa, Flimmerkaste aus und wieder ran
an Kamera und PC. Das macht doch viel mehr Spass und gibt einem zudem noch so
viel mehr Genugtuung. Ich gelobe Besserung und werde ab jetzt wirklich wieder
regelmässig von mir hören lassen. Warum ich mir sicher bin, dass es diesmal
nicht wieder leere Worthülsen sind, die schön klingen aber in zwei Tagen schon
wieder vergessen sind? Nichts. Es gibt keine Garantie im Leben. Und ich weiss
auch nicht, welche Situationen das Leben noch so für mich geplant hat. Meine
aktuelle Situation kostet wieder sehr viel Kraft. Aber ich merke schon beim
schreiben dieser Zeilen, dass ich hier auch Kraft schöpfen kann. Und deswegen
habe ich irgendwie das Gefühl, dass es tatsächlich besser wird. Dass ich
tatsächlich wieder mehr fotografischen und gedanklichen Output fabriziere und diesen
hier dann veröffentliche. Ich merke, dass es mir gut tut und dass ich das auch
irgendwie brauche. Nicht täglich, nicht stündlich oder sonst in irgendeinem
fest definierten Zeitraum. Einfach wieder öfter. Ich weiss nicht, wie oft, ob
täglich, wöchentlich, monatlich. Ich weiss nur: öfter. Öfter bloggen, öfter
fotografieren, öfter bearbeiten. Lasst Euch doch einfach überraschen, wie oft
es wird. Folgt mir auf Twitter, um die nächsten Posts nicht zu verpassen,
schaut auf meiner Homepage vorbei um neue Bilder zu entdecken oder besucht mich
auf 500px oder Flickr. Und wenn es dann doch wieder nicht annähernd öfter wird,
tritt mir ja vielleicht der eine oder andere von Euch ja per Mail in meinen
Arsch. Im Moment glaube ich aber irgendwie nicht, dass dies notwendig wird.
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